Text: Jill Macdonald
Fotos: Adaptive Climbing Group

Kareemah Batts lebt in New York. Und ratet mal, was sie da tut? Sie ist Chefin für Zugänglichkeit der öffentlichen Parks und arbeitet von ihrem Rollstuhl aus. Die Abteilung ist dem Bürgermeister unterstellt und sorgt dafür, Barrieren für behinderte Menschen aus dem Weg zu räumen. Die Abteilung wird von behinderten Menschen geführt. Denn es ist wichtig, aus eigener Erfahrung zu wissen, was die wirklichen Probleme für die Menschen sind. Da Kareemah lernen musste, wie man sich als Mensch mit einer Amputation in der Welt bewegt ist sie eine Insiderin und extrem motiviert, etwas zu tun. 2012 hat sie die Adaptive Climbing Group mit dem Ziel gegründet, so vielen Leuten wie möglich zu vermitteln, dass jeder klettern kann.

Das größte Hindernis ist Zugänglichkeit. Im Folgenden verraten wir euch fünf Tipps von Kareemah, die uns allen helfen werden, unsere Gedanken, Sprache und Handlungen zu verbessern. Und vielleicht schaffen wir es gemeinsam in eine Zukunft, in der Vielfältigkeit und Integration nicht mehr thematisiert werden müssen, weil sie ganz natürlich in unserer Gesellschaft bestehen.
1. Fürsprecher für Zugänglichkeit
Menschen nutzen die Natur zum Sport, für spirituelle Erlebnisse, um sich selbst mental und körperlich zu testen und um Spaß zu haben. Wie kommen Menschen in die Natur? Mit Autos, Bussen, Zügen oder zu Fuß. Denkt mal an eure öffentlichen Parks und Wälder. Sie sind sicher nicht verschlossen, aber ist es behinderten Menschen möglich, dort einfach in die Natur zu kommen? Egal, ob sie zum Bouldern oder eine Rollstuhlrunde um den See drehen möchten. Gibt es dort klar gekennzeichnete Wege und Möglichkeiten? Falls ihr Probleme seht, sprecht eure Behörden an. Werdet zu Fürsprechern, um Menschen Möglichkeiten zu verschaffen.
2. Unabhängigkeit fördern
Wir können nicht überall Rampen bauen. Das wäre nicht vernünftig und wird auch nicht erwartet. Und doch können Technologie, Bekleidungsdesign und Informationen uns helfen selbständig in die Natur zu gehen. Dazu gehört auch durchdachte Beschilderungen sowie gute Parkmöglichkeiten an Wanderwegen oder barrierefreie Campingplätze in unseren beliebtesten Parks. Wir müssen ja bis zu unserem Platz fahren, um dort eigenhändig unser Zelt aufbauen zu können. Auf gepflegten Wanderwegen können wir uns selbständig in der Natur fortbewegen. Wenn wir an Bekleidungsdesign denken: Stellt euch einen Regenmantel vor, den man schnell und einfach anziehen kann, auch wenn man im Rollstuhl sitzt. Oder eine integrierte Kommunikationstechnologie, die es einem ermöglicht beim Klettern mit dem Sichernden in Kontakt zu bleiben. Wäre das nicht cool? Am Ende geht es darum, Spaß zu haben.

3. Informiert euch
Bevor ich das erste Mal zum Klettern gegangen bin, habe ich mich natürlich gefragt, ob ich das körperlich überhaupt schaffe. Meine Krebstherapie war gerade mal vor einem Jahr abgeschlossen und ich musste mich an das Leben mit einer Amputation gewöhnen. Ich war bis dahin noch nicht in den Bergen unterwegs gewesen. Statt einen Kletterer zu fragen, was ich brauche, habe ich gegoogelt. Dann bin ich zum besten Outdoorladen in der Gegend gegangen und habe nach der Ausrüstung von Rucksack bis Bergschuh gefragt. Ja Mann, ich war vollgepackt und hatte viel zu viel Ausrüstung für die Tagestrips an den Fels. Hoppla.
Wenn man als Person mit Behinderung Outdoorsport machen will, fragt man am besten eine Person mit Behinderung, die Erfahrung mit Outdoorsport hat.
4. Falsche Annahmen
Das Gelände in der Natur bestimmt unsere Grenzen als behinderte Menschen. Oft werden wir aber auch durch die Annahme von anderen Leuten limitiert, da sie uns aufgrund ihrer Annahme ausschließen. Je mehr Informationen man uns gibt, desto mehr Möglichkeiten haben wir. Wir entscheiden gern selbst, was wir uns zutrauen. Informiert uns über mögliche Hindernisse, harte Bedingungen oder Probleme, die auftreten könnten. Wir stellen daraufhin die richtigen Fragen und treffen die Entscheidung.
Hier ist ein weiterer Tipp: Sobald wir da draußen unterwegs sind, lasst uns das Tempo bestimmen. Es nimmt den faden Beigeschmack, wenn man eine Gruppe anführt und nicht hinterherhinkt oder sich entschuldigen muss, weil man die Gruppe aufhält.

5. Sprache
Es ist zwar nicht ganz einfach, aber auch nicht unmöglich für jeden von uns, aufmerksam bei der Sprachwahl zu sein. Wenn das Erste, auf das man verweist, die Behinderung ist, wird die betreffende Person automatisch kategorisiert. Es ist das Gleiche wie die Einordnung bezüglich der Haarfarbe, Größe, Hautfarbe oder Religion. Als Erstes kommt der Mensch. In diesem Jahr hat Kareemah einen Trip für Kletterer organisiert, um zu den ISFC Paraclimbing Weltmeisterschaften in Frankreich zu fahren. Ein dreitägiges Event mit Elitekletterern wie Craig de Martino. Sie nahm die Herausforderung an, Flüge, Unterkünfte und Transport für die Gruppe zu organisieren. Nicht gerade ein Kinderspiel, wo doch gerade Langstreckenflüge für Menschen mit Behinderung kompliziert sind. Und wie immer hat sie das alles mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht gemacht!

Arc‘teryx unterstützt die Adaptive Climbing Group bei ihrer Arbeit an einem gemeinsamen Ziel.