Text: Emily Martin
Fotos: Emiliano Granado
Warum denken wir, dass es nur als „Outdoor“ zählt, wenn wir bekannte Orte wie Nationalparks besuchen? Oder aufwendige Reisen in beeindruckende Landschaften machen?
Mikhail stellt Vorurteile infrage, die besagen, was die große, weite Wildnis und was „Outdoor“ zu sein hat. Er möchte Möglichkeiten schaffen, damit die Menschen die Natur so betreten können, wie sie sind.
Mikhail ist in New York City aufgewachsen. Für ihn ist das der schönste Ort der Welt. Hier fühlt er sich frei. Frei, weil sich die Stadt ständig verändert. Weil diese sich verändernde Umgebung das Potenzial bietet, neue Dinge auszuprobieren und es damit ermöglicht, zu lernen, Fehler zu machen und zu wachsen.
New York City hat Hunderte von Parks, in denen Natur lebt. Von Süßwassersümpfen über Wanderwege bis hin zu Wäldern. Es gibt viele beeindruckenden Möglichkeiten, sich in der Natur zu verlieren, und das mitten in einer der größten Städte der Welt. Aber die meisten Menschen wissen nichts darüber. Oder wie leicht diese Orte zu erreichen sind. Oder dass sie eine Möglichkeit sind, Outer Peace – natürlich Ruhe zu finden.

Mikhail möchte den Menschen diese Orte zeigen. Um ein Bewusstsein zu schaffen. Eine Sehnsucht. Um den Zugang zur Natur zu öffnen, damit mehr Menschen sie genießen können. Für sie kämpfen. Sie wertschätzen.
Und er will die zahlreichen Barrieren beseitigen, die den Weg versperren. Barrieren wie fehlende Vorbilder, Kosten oder das Nichtvorhandensein von Gemeinschaft.
Mikhails Motivation ist das Verständnis für die Bedeutung von Gemeinschaft. Er wird vom Wunsch angetrieben, eine Home-Base zu haben. Und von dem Wissen, dass „wir uns alle verstanden und willkommen fühlen wollen“. Unsere Community verkörpert eine Gruppe von Menschen, die uns verstehen. Wenn ihr euch in anderen Menschen erkennt, die Zeit in der Natur verbringen, dann fühlt ihr euch ebenfalls willkommen und zugehörig.
Nachdem er beobachtet hatte, dass es wenige farbige Communitys in Kletterhallen gibt, gründete Mikhail „Brothers of Climbing“. Sein Ziel war es, Vielfalt und Repräsentation in die Klettergemeinschaft zu bringen. Damit sich People of Colour beim Einstieg in den Sport willkommen fühlen.
„Für mich besteht die größte Möglichkeit, den Menschen die Kraft der Natur zu vermitteln, darin, sie einfach in die Natur zu bringen. Denn wenn etwas real wird, wenn etwas greifbar wird, dann kann man leichter über die Vorteile nachdenken.“

Deshalb will Mikhail die Türen in die Natur öffnen. Seiner Erfahrung nach schrecken die Menschen davor zurück, ins Freie zu gehen, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Sie sind vielleicht ängstlich, nervös oder überwältigt. Sie fühlen sich fehl am Platz.
Mikhail glaubt, dass die größten Probleme, die unsere Gesellschaften spalten, aus Mangel an Verständnis entstehen. Für ihn sind viele unserer Probleme die gleichen – auch wenn wir uns durch unsere ethnische Zugehörigkeit, unser Geschlecht oder unseren Glauben unterscheiden mögen.
Ein Beispiel ist der Klimawandel. Er betrifft uns alle, ob wir ihn wahrhaben wollen oder nicht. Die effektivste Antwort auf ihn ist Zusammenarbeit. Eine gemeinsame Strategie. Gemeinschaftliches Denken. Aber es fehlt der Wille, voneinander zu lernen, obwohl so viel auf dem Spiel steht.
Die Gesellschaft bleibt durch Gier und individuelle Vorteile gespalten. Das ist es, was die Menschheit zur größten Bedrohung für die Welt macht. Wir sind unser eigener und schlimmster Feind. Wir stecken andere in Gefangenschaft und zerstören die Lebensräume, in denen wir leben. Wir glauben, dass sich die Welt nur um uns dreht. Aber die Natur war zuerst da. Sie ist ein Teil von uns. Und wenn wir sterben, werden wir zurück in ihre einladende Umarmung absorbiert.

Die Natur kann uns viele Dinge lehren. Wir gewinnen eine echte Perspektive, wenn wir in einen Wald gehen, der seit Hunderten von Jahren lebt. Wenn wir zwischen Bäumen wandeln, die ein durchschnittliches Menschenleben mehrmals überdauert haben. Demütige Momente, die eine tiefe Dankbarkeit wecken.
Mikhail entwickelte durch den Tod seines Vaters eine neue Wertschätzung für das Leben. Das Ereignis löste ein böses Erwachen aus. Eine Erkenntnis, dass man seine Gesundheit nicht als selbstverständlich ansehen oder verschwenden sollte. Ein Bewusstsein dafür, dass das Leben endlich ist und wir für jede Minute dankbar sein sollten.
Verschwenden wir also nicht das Geschenk, das wir haben, indem wir einfach nur am Leben sind. Lasst uns nach draußen gehen. Lasst uns die Welt zusammen entdecken. Befreien wir uns von den Ablenkungen des Lebens. Verzichten wir auf Gier und Materialismus und konzentrieren wir uns stattdessen auf das Leben, unsere Beziehungen und die Natur. Denn nur so können wir wirklich zusammenkommen.
So können wir Outer Peace – natürlich Ruhe finden.