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Lisa Richardson

Hoji's Genie

"Ich bin kein Genie", sagt Eric Hjorleifson, Erfinder des patentierten Hoji-Lock System und Gewinner des ISPO Gold Awards 2018 in der Kategorie Freeride/Tourenskischuhe für seinen Einsatz bei der Entwicklung des DYNAFIT HOJI Pro Tour Skischuhs.

"Ich bin nur hartnäckig."

Die Kombination dieser beiden Eigenschaften führt zur Revolution und Hoji, jedermanns verrückter Lieblingstüftler-Freeskier, könnte auf dem Weg sein, die Technologie von Skischuhen endgültig zu verändern.

Hoji trägt seit 33 Jahren Skischuhe – im Grunde genommen sein ganzes Leben lang. Da war es, in Anbetracht seines tüftelnden Geistes, unvermeidlich, dass er die Skischuhe irgendwann auszog und versuchte sie komfortabler, effizienter und besser zu gestalten.


Er ist ein Visionär – auf Ski und in punkto Ausrüstung. Manche Leute haben einfach dieses technische Denkvermögen. Sie sehen eine Bindung und wollen wissen, wie sie funktioniert. Diese Art und Weise, auf die er Ausrüstung wahrnimmt und entwickelt und verbessern möchte ist einfach genial.

Michelle Parker
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Er wuchs in Canmore auf und trieb seinen Skilehrer-Vater quer durch die Rockys. Dann begann er mit Skirennen – und hielt die Trainer auf Trab. Als Eric 15 Jahre alt war, revolutionierten die Twintips den Skisport. „Ich bin nie skigefahren, um cool zu sein. Jeder der cool sein wollte spielte Hockey oder fuhr Snowboard. Skifahren war eher wie Eiskunstlaufen.“ Doch plötzlich kam eine neue Art des Skifahrens auf – ein Schlüsselmoment für den Sport und für den jugendlichen Eric Hjorleifson. „Damit hatten sich die Skirennen für mich erledigt.“ Das war der Anfang einer Skikarriere, die auf diese Weise bis dahin noch gar nicht existierte. „Ski Pro? Das war damals noch nicht einmal ein professioneller Sport. Heute kann man als Athlet in der Halfpipe oder im Slopstyle bei den Olympischen Spielen starten oder als Freerider bei der World Tour oder man kann Filme drehen. Es ist ein gutes Gefühl, Teil des Freeskiings gewesen zu sein, während es sich von einer Nischensportart zu einem wirklich professionellen Sport entwickelt hat.“

Die Skitechnologie hat sich in dieser Zeit ebenfalls sehr entwickelt, weil die Athleten für ihre sich ändernden Aktivitäten in den Bergen anderes Material brauchten. „Das Freeriden, Backcountry-Freeriden, New School- oder Twintip-Skifahren, Jibbing oder wie man es nennen mag, entwickelte sich, weil die Athleten etwas Neues, Aufregendes machen wollten.“

Durch die Zusammenarbeit mit 4FRNT wurde Hjorleifson in die Entwicklung und Gestaltung von Ski involviert. Die Arbeit an der Presse in einer kleinen Fabrik außerhalb von Salt Lake City begeisterte Hoji mehr und mehr für den Entwicklungsprozess, da er selbst feststellen konnte, dass die produzierten Ski funktionieren. „Es hat mich total inspiriert. Ich konnte die Ergebnisse sehen. Du investierst Zeit, arbeitest an etwas, probierst es aus, verbesserst es und plötzlich hast du ein paar Ski, die besser sind als du es jemals für möglich gehalten hast. Dadurch verändert sich deine Art skizufahren, was dir neue Möglichkeiten eröffnet. Und indem man neue Dinge machen kann, bekommt man neue Ideen, wie man die Ski noch weiter verbessern kann. Das ist ein Kreislauf.“

Es war unvermeidlich, dass sich Hoji irgendwann die Skischuhe vornehmen würde. „Man trägt diese beschissenen, klobigen Skischuhe zehn Stunden lang rund um den Helikopter – und steht am Ende nur 45 Sekunden auf Ski. Oder man sitzt 12 h am Tag auf einem Snowmobile. Deine Füße sterben! Die Zehen sind komplett taub und der Rücken schmerzt. Ich wollte Schuhe, in denen ich gerade stehen kann, um beim Rumstehen eine entspannte Haltung einnehmen zu können.“

Wenn Hoji nicht mit Heli oder Snowmobile beim Filmen unterwegs gewesen wäre, hätte er rund um Skitouren-Logdes nach fetten Pillow-Lines suchen müssen. Das Filmteam hätte seine Ausrüstung abgeladen, bestehend aus alten Alpine Trekkers und klobigen Adapter-Bindungen, die vielen Leute schon einen Backcountry-Nervenzusammenbruch beschert haben. Und die Guides hätten die Augenbrauen hochgezogen. „Wir waren durch unsere Ausrüstung dermaßen limitiert. Obwohl wir interessante, schwierige Sachen fahren konnten, war es kaum möglich irgendeine Abfahrt zu machen, weil wir ganz einfach nirgendwohin kamen. Ich hasste das Gefühl festzusitzen. Ich wollte die Möglichkeit haben überall hinzugehen.“

Dieser Wunsch, sich in den Bergen frei bewegen zu können, ohne limitierende Ausrüstung, hat Hoji in den Untergrund getrieben:

Mit dem ersten Dynafit-Skitourenschuh mit überlappender Manschette, dem Zzeus, zog er sich in seinen kreativen Bunker zurück, einer Werkstatt, die er in einem unterirdischen Lagerraum eingerichtet hatte. In diesem winzigen Betonloch gab es kein Tageslicht, keinen Handyempfang – und keine Ablenkung. Dort tüftelte er so konzentriert, dass ganze Tage oder Nächte vergehen konnten. „Ich konnte hier 20 Stunden am Stück arbeiten, nur mit Bier und Kaffee. Oft kam ich nach einer durcharbeiteten Nacht mit meiner leeren Bierflasche nach oben und realisierte, dass es sechs Uhr morgens war und dachte mir: ‚Oh, ich sollte auf Kaffee umsteigen.'“

Er ist davon besessen, Lösungen zu finden. “Ich musste wegen des Walk-Mechanismus viel Frustration einstecken. Ich konnte keine besonders gute Verbindung zwischen Manschette und Schale herstellen. Die wenigen Konzepte, die es für Walk-Mechanismen gibt, sind bereits 20 oder 30 Jahre alt und sehr primitiv. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem Haken oder Pin und bieten keine Lösung für dieses Problem. Die Idee war, komplett neu zu überdenken, wie der Skischuh sich für die Abfahrt versteifen lässt und gleichzeitig alle die Bewegungsfreiheit einschränkenden Teile für viel Performance beim Aufstieg „aus dem Weg geräumt“ werden können, so dass ein natürliches Gehen möglich ist.“

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Nachdem Hoji vier Jahre lang an einer eigenen Lösung herumgebastelt, Skischuhe auseinander gerissen und Teile zusammengenäht hatte, traf er Fritz Barthel, den Erfinder der Low Tech Pin Bindung, bei einem Dynafit-Event in der Schweiz. Das war 2013. Endlich hatte Hoji einen Geistesverwandten getroffen. „Ich habe ihm erzählt, dass ich diese Idee habe. Fritz war sofort interessiert.“

Barthel lud ihn nach Österreich ein – in seine Kellerwerkstatt. Dort entwickelten sie einen Prototyp, den Hoji testen konnte.

Das, sagt Hoji, war der Anfang.

„Fritz hat so viel Erfahrung und trotzdem noch so viel Leidenschaft. Er liebt es eine Idee auszubrüten und Pläne zu zeichnen und nachzudenken und nach Lösungen zu suchen und loszulegen und es auszuprobieren. Ich denke, wir inspirieren uns gegenseitig. Und er liebt es, im Powder skizufahren. Das ist perfekt.“

Gemeinsam mit Barthel als Mentor und Mitstreiter entwickelte Hoji in vier Jahren vier Prototypen, die er an allen seinen Skitagen – auch für Filmaufnahmen – testete. Die vierte Version wurde der Bauplan für den neuen Dynafit Hoji Pro Tour Skitourenschuh. Hjorleifson arbeitet auch für zukünftige Versionen mit Dynafit zusammen.

Hoji hat seine Lösung entwickelt. Die Teile passen endlich zusammen.

„Wenn alles nach Plan läuft, könnte das eine riesige Chance sein, in die kontinuierliche Verbesserung der Ausrüstung involviert zu sein. Dieses Skischuh-Projekt war in den letzten vier Jahren meine größte Leidenschaft – abgesehen vom Tiefschneefahren, was meine andere große Leidenschaft ist. Ich gehe zum Powdern, wenn immer es möglich ist.“

Sein Telefon brummt. Fritz Barthel, Mentor, Mitstreiter und „Do it yourself-Genie“, hat Hoji gerade ein Bild von sich geschickt – beim Powdern.

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Er ist einer dieser Skifahrer, die von ganzem Herzen wollen, dass jeder, der bei einem Trip dabei ist, es schafft. Deshalb hilft er allen anderen mit all seiner Kraft. Das ist eine ziemlich uneigennützige Art an einen Trip heranzugehen. Egal wer es ist, Hoji hilft selbst den unerfahrensten Skifahrern beim Auffellen und stellt ihre Bindungen richtig ein. Ich war schon bei vielen Trips zusammen mit ihm unterwegs. Oft steht er um zwei Uhr morgens auf und tüftelt an der Ausrüstung aller anderen herum, um sicherzustellen, dass alles tipptopp funktioniert und der kommende Tag unproblematisch verläuft. Wenn es losgeht ist er trotzdem der schnellste Tourengeher und derjenige, der die krassesten Lines fährt

Michelle Parker

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