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Lisa Richardson

Wenn ich euch einen guten Rat geben darf – egal wie taff ihr seid, fordert Michelle Parker niemals zu einem Wett-Untertauchen in einem kalten Pool heraus.

"Ich bin ziemlich wetteifernd", gesteht sie mit einem Augenzwinkern, "und ich bin eine ziemlich hartnäckige Person."

Außerdem: Sie kennt einige Atemtechniken von Wim Hof, die es ihr ermöglichen extreme Kälte auszuhalten.

Als Red Bull-Athletin hat sie bereits an einigen Trainingscamps teilgenommen, bei denen Navy SEALS (eine Spezialeinheit der US Navy) und Biomechaniker die Athleten in Techniken zur Beherrschung der Willenskraft trainieren, indem sie Wettbewerbe im Luftanhalten veranstalten, Käfige mit riesigen Schlangen, eingeborene Heiler und unerwartete Fallschirmsprünge einsetzen. Ziel dieser Aktionen ist es, unter Druck besser zu funktionieren.

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Das Leben als Pro-Skifahrerin scheint glamourös – aber man braucht tonnenweise Entschlossenheit, um es wirklich durchzuziehen. Man muss bereit sein, ohne Struktur und Routine zu leben, sich mitreißen zu lassen und auf der Matte zu stehen, wenn es drauf ankommt. Man muss ruhig bleiben, wenn die Bedingungen schlecht sind und man braucht die Bereitschaft, morgens um 3.45 Uhr aufzustehen, um noch vor Sonnenaufgang mit dem Snowmobil loszufahren – gut 30 km lang. Dann Auffellen, zum Einstieg hochsteigen, die Line fahren, als wäre es gar nichts, um 22 Uhr nach Hause kommen und das gleich am nächsten Tag wieder machen. Nicht zu vergessen die Bereitschaft, eine Line zu fahren, bei der man den Gesetzen der Schwerkraft trotzen muss.

Außerdem, wenn man davon besessen ist, beim Aufstieg mit Eric Hjorleifson mitzuhalten, dann muss man konditionell super-fit sein.

5 Fuß 2 ¾ Zoll (ca. 1,60 m), scherzt sie, wenn die Leute sagen, „Du bist kleiner, als ich dachte.“ Aber diese Frau sollte man auf keinen Fall unterschätzen.

Wenn du also mit ihr wetteifern willst, wäre es besser, wenn du zur Elite gehören würdest und nicht irgendein dahergelaufener Junge aus dem Schwimmbad bist.

„Ich liebe die Heiß-Kalt-Therapie“, sagt Parker. „Mein Rekord in diesem Jahr sind zweieinhalb Minuten im kalten Pool. Ich genieße es, in Whistler das Spa besuchen zu können. Das ist Selbstfürsorge. Es hilft mir, im Gleichgewicht zu bleiben, wenn ich viel unterwegs bin.

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Pemberton wurde letzten Winter zu ihrer Heimatbasis, nachdem ihr Red Bull im Dezember grünes Licht für eine eigene Webisode mit der in Squamish ansässigen Produktionsfirma Reel Water Productions gegeben hatte. Die in Squaw Valley aufgewachsene Michelle Parker verbrachte den Winter damit von Pemberton aus ins Landesinnere zu reisen, nach Japan, nach Revelstoke, nach Alaska, nach Chamonix. Immer wieder flitzte sie zurück nach Pemberton zu ihrer Auffangstation im Hause von Ski-Kollege Mark Abma.

An einem Downday verbrachte sie fast eine Minute im Kaltwasserpool des Scandinave Spa. Das wohltuende Gefühl der Hydrotherapie entsteht durch eine Saunarunde mit anschließender Abkühlung in einem kalten Pool, gefolgt von einer Entspannungsphase. Die meisten Leute plantschen ein paar Sekunden in dem kalten Pool herum, bevor sie zitternd in den Leseraum oder zur Feuerstelle huschen.

„Zwei Jungs kamen rein. Der eine machte viel Aufhebens und kletterte sofort wieder raus. Der andere wollte auch gerade raus, als er mich bemerkte – und machte es sich gemütlich. Es war wie ein unausgesprochenes ‚Ok, es geht los!‘.“

„Der Typ schaute mich an und erwartete, dass ich raus gehe. Aber ich fühlte mich gut. Ich hätte fünf Minuten drinbleiben können.“ Sie lacht, „Irgendwann fing er an seinen Puls zu checken.“

Als sie den Pool verlies, zog ihr Freund sie auf, der dieses Wechselspiel zufällig beobachtet hatte. „Ich dachte schon, ich muss ihn wiederbeleben.“

Diese Mischung aus Liebenswürdigkeit, Humor und Hartnäckigkeit haben Parker gut über eine bereits 15-jährige Skikarriere gebracht, die begann, als ihr erster Sponsor sie im Alter von 16 Jahren im Park von Squaw Valley entdeckte. „Ich dachte, du wärst ein Junge, bis ich deine Zöpfe gesehen habe. Aber ich habe gesehen, wie du diese Rails gefahren bist und ich fände es toll, wenn du für mein Unternehmen Skifahren würdest.“ Es war Jason Leventhal, der Gründer von Line Skis und er unterstützte ihren ersten Slopestyle-Start bei den US Open.

„Ich gebe dem Ganzen ein Jahr“, erzählte sie ihrem Vater, als sie die Schule abgeschlossen hatte. Parker’s Vater, ein ehemaliger Tennisspieler und –trainer, versteht die Leidenschaft für den Sport und hat sie nie dazu gezwungen etwas anderes zu werden.

 

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Seit mehr als 15 Jahren erlebt sie die Höhen und Tiefen ihres eingeschlagenen Weges – den Tod von Freunden, Verletzungen, der Verlust von Sponsoren – mit einer zenartigen Akzeptanz. „Ich habe glückliche Gene“, sagt sie und weiß um das Glück ihrer Konstitution.“ Das einzige Mal, dass sie schwankte, war, als sie am Bett ihres Freundes saß, der eine traumatische Gehirnverletzung erlitten hatte. Seine vier Notoperationen erschütterten die damals 23-jährige. Sie rief ihren Vater an und erzählte ihm, dass sie mit dem Skifahren aufhören würde. „Mir reicht es“, sagte sie zu ihm, „Ich habe schon einen anderen Job klargemacht. Ich bin raus aus diesem Sport.“

Er beruhigte sie. „Das Skifahren ist deine Leidenschaft. Treffe jetzt keine unüberlegten Entscheidungen.“

Sie machte weiter, aber sie weiß, dass der Karriere-Pfad eines Ski-Pros ziemlich steinig ist. „Es steht mir im Gesicht geschrieben. Tod. Das große Verletzungsrisiko. Es ist nicht möglich, das zu ignorieren. Ich glaube, es ist gut, darüber nachzudenken und es zu verarbeiten. Besonders beim Ski Mountaineering oder einigen Sachen, die ich in letzter Zeit unternommen habe, ist es meine oberste Priorität, keine unnötigen Risiken einzugehen.“

Parker hat gerade den arbeitsreichsten Winter ihrer Skikarriere hinter sich. Nach ihrer Knieverletzung kam sie mit einer unglaublichen Leistungsfähigkeit zurück, fuhr jede Line. Diese kontinuierliche Performance hat ihr zum Durchbruch verholfen und ihr eine eigene Webisode für Red Bull gesichert. Außerdem drehte sie mit ein paar anderen Athletinnen einen Film für Matchstick Productions, gab Lawinenkurse für ihre Organisation SAFE AS und hielt ihren ersten öffentlichen Auftritt. Ich habe noch nie so viel in einem Winter gearbeitet, sagt sie, Zwei große Traumprojekte sind in einem Winter wahr geworden.

Es war ziemlich stressig. „Ich war ganz schön durchgeplant.“ Aber sie erinnerte sich immer wieder daran, dass alles kommt, wie es kommt.

„Während meiner Highschool-Zeit, liebte ich es zu lesen. Eine der ersten Sachen, in die ich mich eingelesen hatte, war Buddismus und Taoismus. Wie Wasser sein, sich mitreißen lassen, präsent zu sein – der Taoismus begeisterte mich. Keine Erwartungen zu haben, ist auch eine Sichtweise des Taoismus. Ich fahre kein Ski, um Geld damit zu verdienen. Es ist meine Leidenschaft. Seit dem ersten Tag meiner Karriere gilt für mich die Regel: „Es muss Spaß machen. Wenn das Skifahren keinen Spaß macht, hat es keinen Wert mehr.“ Keine Erwartungen zu haben, reduziert den Druck, den man auf dich selbst ausübt. Der Druck, den man spürt, kommt nicht von deinen Sponsoren, nicht von der Produktionsfirma, nicht vom Fotografen. Er kommt von dir selbst. Wenn man das verstehen kann und es schafft, sich davon frei zu machen, dann wird man sehr viel glücklicher sein.“

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