CHARAKTERE | Josh Barringer, Wissenschaftler und Heavy Metal-Fan

Text: Jill Macdonald. Fotos: Ange Percival.

Josh Barringer’s Lieblingstage sind nass und kalt. Wenn er nicht gerade bei langen Läufen unsere Trailrunning-Produkte testet, lässt er sich beim Verfassen von Werbetexten vom Heavy Metal inspirieren. Freiheit ist, unabhängig zu sein.

Kennen Sie die Geschichte von Sisyphus, der auf ewig dazu verbannt wurde, denselben Stein immer wieder einen Berg hinaufzurollen? Er hat dabei zwar keinen Heavy Metal gehört, aber er hätte es vielleicht gerne getan. Was Sisyphus uns lehrt ist, das Einschränkungen Freiheit ermöglichen – etwas, das unser Werbetexter Josh Barringer gut nachvollziehen kann.

“Das Erste, das man über mich wissen sollte ist, dass ich ein großer Wichtigtuer in punkto Kaffee bin.“ Barringer lebt in Vancouver, aber seinen Kaffee bezieht er exklusiv aus Seattle – was bedeutet, dass er dafür eine Landesgrenze überqueren oder Versandkosten und Zollgebühren aufbringen muss. Aber wer seinen Kaffee macht, indem er eine Zeitschaltuhr für jeden einzelnen Schritt des AeroPress Kaffeezubereiters verwendet, ist eine ziemlich detailversessene Person. Wie kommt es also, dass ein Wissenschaftler aus Louisiana in North Vancouver strandet – arbeitslos, in seinen Auto lebend und mit zwei teuren Hobbys: Kaffee und Ultramarathons?

“Kalte, dunkle Tage ohne Sicht sind mir am liebsten. An diesen Tagen kann ich mich auf das Unmittelbare fokussieren, auf meine Umgebung, die keine offenkundige Schönheit zeigt. Dann kann ich die Umgebung erforschen – bis ich die Schönheit finde.” Bevor Josh Barringer unser Werbetexter wurde, hatte er eine Heavy Metal Band und arbeitete in einem wissenschaftlichen Labor für Chemie- und Biomolekulartechnik. Er hat einen Masterabschluss und ein echtes Interesse an der Forschung im Bereich synthetischer DNA zur Verbesserung der Gesundheitsvorsorge und der Behandlung – oder möglicherweise Heilung – von Krebs. “Das klingt beeindruckender als es ist“, erklärt Barringer – wie immer sehr bescheiden.

Die Konfrontation mit der Realität: 2009 wurde Barringer arbeitslos – zusammen mit 5.000-6.000 anderen US-Wissenschaftlern. In dieser Zeit half ihm seine Begeisterung für das Laufen, die er bereits als Student in den Appalachen entdeckt hatte, die Unsicherheit über den langen, vor ihm liegenden Weg zu überwinden. “Am Tag nach meiner Entlassung startete ich bei meinem ersten 50-Meilen-Rennen.“ Damit sprang Barringer direkt aus dem Höllenfeuer der Karriere in den Schlund körperlicher Höchstleistung.

“Ich hatte meinen Traumberuf verloren und war mit einem ganzen Bündel negative Aussichten und ohne Hoffnung bezüglich meiner wissenschaftlichen Karriere in Kanada gestrandet. Ein echter Lebenseinschnitt.” Aber er hatte ein Auto und lebte darin, während er von Wettkampf zu Wettkampf tingelte und seine Ersparnisse schrumpften. Er erzielte mittelmäßige Erfolge bei regionalen Rennen und die Einfachheit des Trailrunnings wurde zu seiner neuen Realität. Die Einwanderungsbehörde und ein neuer Arbeitsvertag wurden zu zweitrangigen Angelegenheiten. “Ich wollte sehen, wie weit ich kommen kann.”

“Unabhängigkeit ist der Schlüssel. Haben, was man braucht, nicht mehr und nicht weniger, so dass man nicht niedergeschlagen, sondern unbesorgt sein kann.“ Erfolgsdruck ist ein Alptraum. Eine überwältigende, unsichtbare Wand. Selbst der beste Athlet kann sich nicht davon freimachen. Mit solidem Selbstvertrauen und reichlich Trainingskilometern in den Beinen fuhr Barringer nach Hawaii, um an einem 100-Meilen-Rennen teilzunehmen. Er wollte es durchziehen, um die Existenzangst und den Seitenhieb einer verlorenen Karriere zu überwinden.

“Ich hatte mich auf den Lauf vorbereitet, gesegnet mit (relativer) Unerfahrenheit.“ Barringer zögert, durchlebt die Situation noch einmal. “Aber ich hatte neue Schuhe und…” Kurz gesagt, er schaffte es nicht. Das Rennen zerstörte ihn – physisch, emotional und mental. Noch monatelang danach sorgte die Enttäuschung über seine Leistung dafür, dass er beim Laufen keine Freude mehr empfinden konnte. “Yeah, es war eine existenzielle Krise.”

Er konnte die Krise überwinden, als er das Problem erkannte. Hier kommt die Metal Band ins Spiel: „Wenn man eine Note mehrmals spielt, erzeugt sie möglicherweise eine Resonanz. Wenn das geschieht, entsteht Bewegung in der Musik.” Begrenzung ermöglicht Freiheit. Diese Lektion wandte er auf die schockierende und unerwartete Erfahrung eines Ultramarathons an. Wiederholung. Überwindung. Erkennen, an welcher Stelle des Experiments man sich befindet. “Man erlebt die Höhen und bewältigt die Tiefen.“ Bei so langen Distanzen geht es immer mal auf und ab. Sisyphus und Barringer wurden Freunde.

Wie schaffte es Barringer, das Blatt für sich zu wenden? Er hörte mit den Wettkämpfen auf und nahm das Laufen an. “Wenn man voller Freude ist, funktionieren die Dinge ganz von selbst.“ Er bekam einige Aufträge für technische Publikationen, fand ein Appartement und bewarb sich für einen Job bei Arc’teryx. Er lief in den kalten, nassen und steilen Bergen der Gegend – immer wieder. Jedesmal entdeckte er etwas Neues. “Ich mag monotone Szenerien. Ich weiß die unterschiedlichen Grautöne und das Fehlen von Aussicht zu schätzen. Ich muss nicht mit irgendetwas konfrontiert werden.“

Je schrecklicher das Wetter ist, desto weiter wird Barringer laufen. “Der Norvan Schuh? Das Profil sorgt in jedem Gelände für guten Griff und Stabilität. Wenn man sich um seine Füße keine Gedanken machen muss, kann man sich auf den Rest des Abenteuers konzentrieren.”