Text: Jill Macdonald
Fotos: Big City Mountaineers
2018 wählte Arc’teryx die Stiftung „Big City Mountaineers“ für den IMBY Grant aus, ein Förderprogramm, mit dem wir jährlich verschiedene Partner unterstützen. In diesem Fall floss das Spendengeld über 25.000 Dollar in die Entwicklung der nationalen Programme zur Förderung von Naturerfahrungen für sozial benachteiligten Jugendliche. Dieser Blog erzählt, was sich genau hinter dem Projekt verbirgt.
Wir schreiben das Jahr 1989. Es ist Sommer. Jim Kern, Vater aus Miami geht mit seinem Sohn auf eine Rucksacktour. Er lädt einen Freund seines Sohnes ein, sie für eine Woche nach Montana in die „Anaconda-Pintler Wilderness“ zu begleiten. Es ist eine Zeit der Beklemmung und Veränderung. Das neue Jahr wurde mit einem Aufstand nach einer Polizeischießerei eingeläutet. Noch Monate später liegt eine große Spannung in der Luft, viele Menschen fühlen sich hoffnungslos.
Es stellt sich heraus, dass der Freund des Sohnes nicht mitkommen kann. Das Flugticket ist aber schon bezahlt, Proviant und Ausrüstung für drei Personen sind gepackt. Da hat Kern eine Idee und fragt beim Jugendamt nach, ob dort nicht ein Teenie ist, dem es guttäte, Zeit in den Bergen zu verbringen. Und tatsächlich findet sich ein Kandidat. Jim nimmt den Jungen mit auf die Tour – ein einschneidendes Erlebnis für beide. Wenig später, nach einigen Mühen und Anstrengungen nimmt Big City Mountaineers (BCM) Gestalt an und wird das Leben von vielen Jugendlichen zum Besseren verändern.

Diese Geschichte spielte sich vor 30 Jahren ab. Die positive Wirkung der Natur ist immer noch gleich oder sogar größer. Jugendliche aus der Stadt distanzieren sich immer mehr von der Natur, sind übermäßigem Bildschirmkonsum ausgesetzt und können sich gar nicht mehr selbständig in der Wildnis bewegen. Auch, weil das Wissen und vor allem die Möglichkeiten fehlen. Big City Mountaineers hat verschiedene Programme für Jugendlichen aus sozial schwachen Familien, in denen sie lebenswichtige Fertigkeiten lernen und dabei transformierende Erfahrungen in der Natur machen.

Ursprünglich war BCM ein komplett ehrenamtlich betriebenes System. Die rasante Entwicklung passierte, als Kern seine Vision Outdoor-Marken präsentierte, die ihn schließlich finanziell unterstützten. Der erste, der sich engagierte, war der Mitbegründer von JanSport namens Skip Yowell. Kern ging mit der Absicht in das Meeting, ein paar der neuesten Rucksäcke für sein Projekt zu erhalten. Er verließ das Gespräch mit einem Scheck über 100.000 Dollar, was die Zukunft seiner Stiftung sicherte. Yowell blieb in Kontakt mit BCM, trieb die Finanzierung durch andere Outdoor-Marken voran und nahm als Mentor an über einem Dutzend Reisen teil.
Das war der Startschuss für ein schnell und expansives Wachstum. Heute arbeitet BCM mit Jugendorganisationen in Kalifornien, Colorado, Minnesota, Oregon und Washington zusammen, hat Pilot- und Legacy-Programme in Boston und Miami. Die Aktivitäten von BCM spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der sozialemotionalen Gesundheit und beeinflusst das Wohlbefinden von Einzelpersonen und Gemeinschaften. Der Hauptsitz ist in Denver, Colorado, mit Niederlassungen in San Francisco, Minneapolis, Portland, Seattle und Boston. BCM arbeitet jedes Jahr mit rund 700 Jugendlichen und hält an Kerns ursprünglicher Vision eines Verhältnisses von eins zu eins zwischen Jugendlichen und Erwachsenen fest. Über die Jahre haben 9.000 Kinder an fast 800 Expeditionen teilgenommen. BCM hat mit 5.000 Freiwilligen über 100 Übernachtungslager geleitet und fast 42.000 Nächte unter freiem Himmel für Kinder organisiert, die sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätten, Dunkelheit, Ruhe und eine andere Art von Gemeinschaft zu erleben.

Jim Kern ist Augenzeuge. Er beobachtete, wie ein Jugendlicher während vier Tagen in der Wildnis auf die Erlebnisse reagierte und wie sich sein Leben dadurch veränderte. Für den eigenen Sohn waren diese Erlebnisse selbstverständlich, weil er einen Vater hatte, der regelmäßig etwas mit ihm in der Natur unternahm. Wir übersehen leicht den Wert von den Dingen, die wir ständig vor Augen haben oder regelmäßig tun. Genauso, wie wir vergessen, dass Veränderungen möglich sind. Bringen wir die richtige Bereitschaft mit, bietet die Natur wahnsinnige Möglichkeiten, unsere Denkmuster und unser Selbstbild zu überdenken. Dann merken wir, dass wir oft nur in Gewohnheiten gefangen sind, nicht in unserem Schicksal.
