The Roots of Giving Back
Manchmal hast du einfach Glück. Du gehst mit deinen Eltern in den Park zum Spielen und findest deine Bestimmung.
„Ich hatte einen unkonventionellen Einstieg ins Klettern“, sagt Ashima Shiraishi, eine professionelle Kletterin, die mit Freunden ALL RISE gegründet hat – eine Organisation mit einem einfachen Ziel: Klettern zugänglicher machen.
2007 gingen die beiden Eltern mit ihrer sechsjährigen Tochter Ashima auf einen Spielplatz, der zufällig gegenüber vom beliebtesten Boulderblock in New York, dem Rat Rock, lag. Dort hangelten sich einige Erwachsene an den Griffen entlang.
Vielleicht waren es ihre weißen, angechalkten Hände, von denen Ashima fasziniert war. Vielleicht aber auch ihr fröhliches Lachen und die Geschmeidigkeit, mit der sie sich am Fels nach oben bewegten. „Ich war so fasziniert und verwirrt von dem, was ich da sah“, erzählt sie, „das hat mich magisch angezogen.“
Ashima näherte sich an. Einer der Kletterer sah sie und fragte, ob sie es nicht versuchen wolle und sie hielt sich fest. Da war so eine Leichtigkeit, als ihre Eltern sie ermutigten, nach oben zu klettern. Da war das faszinierende Puzzle, die einzelnen Züge und Griffe miteinander zu verbinden. Da war das Problem – der Weg nach oben – das sie gelöst hatte.
Aber das Wichtigste an diesem Tag, einem glücklichen Zufall und bedeutenden Startpunkt in ihrem Leben, war, dass das Bouldern am Rat Rock nichts gekostet hat.
„Wenn das Klettern im Central Park nicht kostenlos gewesen wäre“, sagt Ashima, „wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“
Mit 16,5 Metern Länge und 4,5 Metern an seiner höchsten Stelle ist der Rat Rock nicht das gerade das Aushängeschild in Sachen Kletter- oder Bouldergebiet. Es handelt sich bei Weitem nicht um den Weltklasse-Granit des El Cap oder den historischen Sandstein der amerikanischen Wüste. Dieser Fels ist glatt und die Umgebung könnte man als etwas düster beschreiben. Trotzdem treffen sich hier Menschen und teilen ihre Leidenschaft. Sie spotten und feuern sich gegenseitig an. Der Rat Rock ist ein kleiner, aber magischer Teil des Central Parks. Ein Ausgangspunkt, der es vielen Menschen ermöglicht, aus sich herauszugehen.
„Es hat einiges mit meiner persönlichen Reise zu tun“, sagt Ashima über die Entstehung von ALL RISE, „vor allem, wenn man sich vor Augen führt, was für ein glücklicher Zufall das für mich war.“
„Als Sechsjährige war ich plötzlich von Leuten umgeben, die Jahrzehnte älter waren als ich. Da gab es diese Verbindung mit Menschen, die einen komplett anderen Hintergrund hatten. Meinen Eltern blieb nichts anderes übrig, als mich zum Rat Rock zu bringen und sich damit anzufreunden, dass mich diese Erwachsenen unter die Fittiche nahmen.“
„Es sollte aber nicht von Glück abhängig sein, dass Leute zusammen kommen“, sagt Ashima. „Jeder sollte die Möglichkeit haben, das Klettern auszuprobieren und Teil der Community zu werden, ohne Barrieren, die ihnen im Weg stehen.“
Dies ist die treibende Kraft von ALL RISE – das Glück aus der Gleichung herausnehmen und die Gemeinschaft, die Ashima am Rat Rock gefunden hat, in den Mittelpunkt stellen.
Die DIY-Atmosphäre der Organisation passt zum eliminierenden Kletterstil, der sich am Rat Rock entwickelt hat (Dabei wird bestimmt, welche Griffe man in einem bestimmten Wandabschnitt benutzen darf). Die Leute spielen herum, checken Moves aus und fallen sehr oft runter. Es gibt aber auch immer die Gemeinschaft, die dich dabei unterstützt weiterzukommen.
Von einer Kletterwand für alle, die ALL RISE in der Long Beach Rising Halle errichtet hat, über ein Stipendienprogramm, das allen, die klettern wollen, die Möglichkeit gibt dranzubleiben, bis hin zur Organisation von Kletterfestivals, die Geld für lokale Organisationen sammeln, lädt ALL RISE jede und jeden in die Klettergemeinschaft ein und bringt den Sport auch Menschen näher, die bisher nicht dazugehörten.
„Es ist so schön zu beobachten, wie sich die Leute gegenseitig bei ihren Projekten unterstützen und anfeuern“, sagt Ashima, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, anderen die Freude am Klettern zu vermitteln.
Als Profikletterin mit vielen Auszeichnungen und Erfolgen hätte Ashima einfach weiter ihrer Leidenschaft nachgehen und die Früchte ernten können, die sich aus dieser zufälligen ersten Begegnung mit dem Klettern am Rat Rock entwickelt haben. Die eigenen Wurzeln reichen aber tief. Die Gemeinschaft, in die Ashima an diesem einen glücklichen Tag eintrat, hat einen großen Teil ihrer Persönlichkeit geprägt – ermutigend, unterstütztend und einladend.
„Ich habe so viele wunderbare Freundschaften durch das Klettern geschlossen und eine Community gefunden. Deshalb denke ich, dass es wichtig ist, dass jemand diese Aufgabe übernimmt.“
Von der Ausrüstung über Hallenmitgliedschaften bis hin zu den Fahrtkosten – Klettern ist mit einigen Investitionen verbunden. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass man zum Klettern eigentlich nur seinen Körper braucht – einen Griff zum Festhalten, ein Stückchen Fels. Das macht das Klettern aus. Ein Move nach dem anderen.
Ganz ähnlich wie die Herangehensweise von Ashima mit ALL RISE. Sie sammelt pro Event und Stadt Geld und gibt es an die lokalen Grassroots-Organisationen weiter (bei ihrer ersten Veranstaltung kamen 65.000 Dollar zusammen, während ihre Mission bis heute fast 275.000 Dollar eingebracht hat). Damit schafft Ashima eine Möglichkeit für Menschen, die sich den Sport nicht leisten können. Sie gibt sie ihnen die Chance, über sich hinauszuwachsen, Anschluss zu finden und Teil der Community zu werden.
„Wir alle haben einen besonderen Bezug zum Klettern und eine Wertschätzung dafür, wie der Sport uns geprägt und beeinflusst hat. Ich wollte einfach, dass viele Menschen diese Erfahrung machen können“, sagt Ashima.
Sie legt mit ihrer tief verwurzelten Gewohnheit, etwas zurückzugeben, den Grundstein für eine neue Generation von Kletterinnen und Kletterern. „Es sollte aber nicht von Glück abhängig sein, dass Leute zusammen kommen“, sagt Ashima. „Alle Menschen sollten die Möglichkeit haben.“