Keep it real 2

Eine No Wasted Days™ Story
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Während die Kletterszene immer weiterwächst – getrieben von Performance und Schwierigkeitsgraden – erinnert uns dieses Video daran, dass Bouldern so viel mehr ist. Im sagenumwobenen Wald von Fontainebleau fängt eine Klettercrew den Vibe ein und bleibt sich selbst treu. 

Content ist überall, füllt den Raum, fordert Aufmerksamkeit und macht Versprechungen, die nicht eingehalten werden können.  

Kunst auf der anderen Seite ist ganz bewusst nichts von alledem.  Sie ist in unserem täglichen Leben nicht nützlich. Sie hat keine Meinung dazu, was eine optimale Morgenroutine ist oder wie man seine Fingerkraft maximieren kann. Sie spricht einfach nur eine offene Einladung aus, die eigene Bedeutung zu entdecken und zu kreieren.   

Die heutige Landschaft der Klettermedien ist übersättigt mit Boulderinhalten. Ungeschnittene Aufnahme von Durchstiegen und Beta-Videos. Der Fokus liegt ganz auf Performance. Man bekommt den Eindruck, dass es nur um das geht und nichts anderes zählt.  

Wenn man sich Gedanken macht, was Klettern bedeutet – ob es Sport, ein Lifestyle oder Kunst ist – wird die Antwort immer sein: „alles davon“. Bouldern ist ein Refugium für Jäger:innen von Schwierigkeitsgraden und Content Creators genauso wie für Künstler:innen. Bouldern kann heißen, einen schweren Grad zu klettern. Es kann aber auch Kunst sein. Ein Medium für ehrlichen Selbstausdruck. Eine Erfahrung, bei der sich hinter der Fassade eines einfachen, sinnlosen Spaßes ein tiefer Sinn verbirgt.  

„Keep It Real 2“ lädt uns ein, uns an die Seite des Boulderns zu erinnern, die wir manchmal leider vergessen haben. Schau dir das Video an und entscheide selbst, welche Bedeutung es für dich hat.   

 

„Meine Verletzung war eine perfekte Möglichkeit zum Reflektieren und um eine nicht so leistungsorientierte Bestätigung sowie meinen Wert außerhalb des Kletterns zu finden.“

—HAMISH MCARTHUR

DIE CREW

Alle haben diese Trip auf ihre persönliche Weise gebraucht. Zehn Tage Fontainebleau (Frankreich) – das weltweit erste Bouldergebiet und nach wie vor eines der besten.   

Maximillian Milne, Hamish McArthur, Holly Toothill, Kieran Forrest und Jim Pope aus den UK sind schon ein Leben lang befreundet. Sie sind Anfang 20 und haben viel Zeit beim Klettern, Training für Wettkämpfe und mit gelegentlichen Ausflügen an den Fels verbracht. „Wir haben alles zusammen gemacht“, sagt Hamish. „Die Welt in alle Richtungen bereist.“   

Die Videoproduzenten Clément Lechaptois und René Grincourt kommen aus Frankreich. Clément (31) hat eine V16 (8c+) auf seiner Tickliste und arbeitet als Routesetter und Unternehmer. René klettert seit fünf Jahren, ist ein ehemaliges Modell und ein visueller Künstler mit einem kompromisslosen, urbanen Blickwinkel.   

Ashima Shiraishi ist aus New York. Sie ist eine der bekanntesten Phänomene der Kletterszene. Als 15-Jährige zog sie einen V15-Boulder (8c) und war damit die erste Frau, die diesen Grad geknackt hat. Nach dem College und einer kleinen Auszeit vom superharten Bouldern ist sie neugierig darauf, das Klettern neu für sich zu entdecken.   

René wollte schon immer einen Film mit dieser Gruppe machen. „Für mich sind sie alle unglaublich krass. Sie sind furchtlos. Alles, was sie machen, ist, trainieren, an Wettkämpfen teilnehmen und ihr Bestes geben. Dieser Trip war cool, weil ich ihre persönliche Seite, ihre Leidenschaft und ihre Verletzlichkeiten kennenlernen durfte. Jetzt verstehe ich sie so viel besser.“   

 

„Bouldern ist sehr intensiv und präzise. Wenn es hart wird, zählt jedes kleinste Detail. Ich liebe den Prozess, diese Feinheiten zu finden und zu sehen, wie sie den großen Unterschied machen.“

—CLÉMENT LECHAPTOIS

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FELSKONTAKT

Der Autor Jonathan Thesenga meinte einmal, dass alle, die klettern, einmal den El Cap besteigen, einen Handklemmer in einen Riss im Indian Creek versinken und einen Font-Sloper ziehen sollten. Das Pressen der Hände auf die feinkörnigen Sandsteinblöcke von Fontainebleau, deren Oberfläche wie eine Elefantenhaut geformt ist, gehört zu den schönsten Sinneserfahrungen des Klettersports.  

Das Klettern hier erfordert eine ausgefeilte Technik, ein gutes Verständnis für Bewegung, Gleichgewicht und Fußarbeit. Font ist wahrscheinlich der einzige Ort, an dem du Leute sehen wirst, die in der Halle eine 8a ziehen und hier von einer 6a fallen, die vor 60 Jahren erstbegangen wurde.   

Die Natur hier weckt eine Sehnsucht nach der Kindheit, den Wunsch nach einem arglosen Spiel. „Die Boulder sehen aus wie Pilze“, sagt Ashima. „Es ist so ein schöner, wundersamer Wald. Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt.“  

 

„Es ist cool und aufregend, jemanden zu sehen, der voll durchpowert. Das ist aber nur ein kleiner Teil von dem, warum wir gerne klettern. Der soziale Aspekt. Kreativität. Bewegung. Eine instinktive Verbindung in deinem Körper spüren. Ich denke, dass es unsere Erfahrungen erweitern kann, wenn wir unseren Fokus verschieben und andere Aspekte unterstreichen.“

—ASHIMA SHIRAISHI

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BEFREIUNG VON ERWARTUNGEN

Zu Beginn des Trips hatte sich Clément gerade erst von einem gebrochenen Rücken nach einem schweren Bouldersturz erholt. Hamish hatte eine Fingerverletzung. Und Ashima hat sich den Knöchel beim Aufwärmen verstaucht.   

Das sind alles Hochleistungssportler:innen, die es gewohnt sind, ihren Tageserfolg daran zu messen, wie hart sie trainieren, ob sie auf dem Podium stehen oder ob sie ihr Projekt klettern. Die unausgesprochene Verpflichtung, gemeinsam in Fontainebleau zu klettern – nicht unbedingt, um die schwierigsten Dinger überhaupt zu projektieren, sondern einfach, um zu erforschen und zu erschaffen – war am Ende eine Offenbarung.   

„Dieser Trip wäre für mich echt hart geworden, wenn es nicht so eine coole Truppe gewesen wäre“, sagt Hamish. „Ich hatte wegen meiner Verletzung keine großen Erwartungen, aber ich habe mich selbst überrascht und konnte sogar klettern. Die gute Seite war, dass es keine Rolle spielte. Alle hatten großartige Momente, die ich hautnah miterleben durfte und gleichzeitig habe ich das Zusammensein richtig genossen. 

Bouldern macht einfach Spaß. Mehr braucht es gar nicht.  

Mit einem Schwierigkeitsgrad von 7a+ war das Boulderproblem „Le Pilier Légendaire“ supermachbar für Holly. Sie ist eine der Top-Wettkampfkletterin im Team GB. Aber die Highballs haben sie auf neue Art und Weise herausgefordert.  

„Der Boulder war theoretisch gar nicht so schwer und die einzelnen Züge sogar relativ leicht“, sagt sie. „Für mich war es aber mehr als das, … es war eine mentale Herausforderung. Ich denke, es ist cool, dass ein einzelner Fels, ein Boulderproblem, eine komplett einzigartige Erfahrung für jede einzelne Person sein kann.“  

 

„Was ich am Bouldern liebe? Es ist erdend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jedes Mal, wenn ich runterfalle.“

—KIERAN FORREST

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„Ich denke, Klettern ist ein Sport, bei dem es schnell darum geht, Schwierigkeitsgraden hinterherzujagen und Dinge ‚für die Kamera’ zu machen. Ich denke, dass einige Leute vergessen, warum sie mit dem Klettern angefangen haben … Sich an das persönliche ‚Warum’ erinnern ist wichtig.“

—HOLLY TOOTHILL

KARMA

Eines der im Video gezeigten Probleme ist der legendäre Fred Nicole Boulder ‚Karma’ (8a) Irgendwie spiegeln die drei Züge von Karma die komplette Erfahrung wieder, was es heißt, in Font zu klettern. Ein Gedicht Bouldergedicht, bestehend aus drei Worten.   

„Karma ist so pur und mega Font-Style: Spring an eine Leiste, zieh an einen Sloper und mach ein Mantel zum Ausstieg“, sagt Max. „So einfach und doch so schwer.“  

Im Video sieht man einen Kletterschuh auf einem Boulder platziert – er dient als Tickmark, um anzuzeigen, wohin man ziehen muss, um den kaum vorhandene Sloper zu erwischen, den man von unten nicht sieht. Eine nach dem anderen checkt das Problem aus, findet die richtige Körperposition und das perfekte Momentum, um den Sweet Spot zu erwischen und den Sloper zu treffen.    

Max, Hamish, Holly und Jim sind Teil des gleichen Kletterteams. Zusammen mit Kieran sind sie hochmotivierte Wettkämpfer:innen, die vielleicht mehr von Podiumsplätzen als von Erstbesteigungen träumen. Aber draußen im Wald, weit weg von den hellen Lichtern der Meisterschaften und Weltcups stellte sich für sie die Frage der Authentizität in aller Deutlichkeit.   

Was bedeutet „Keep it real“?   

Alle sagen, dass es eine Frage der Glaubwürdigkeit, der Echtheit ist. In mancher Weise ist es die zentralste Frage unserer Zeit. Die Antwort, einfach du selbst zu sein, ist genau wie das Bouldern: so einfach und doch so schwer.  

 

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„Keep it real bedeutet für mich ehrlich zu sein. Ehrlich in all meinen Lebensbereichen – nicht nur, wenn es gut läuft, sondern auch, wenn nicht.“

—MAX MILNE

THE REAL THING

Keep It Real 2 bedeutet, dass es auch Keep It Real 1 geben muss. (Logisch! Hier ansehen) Die drastische visuelle Ästhetik dieser Serie erinnert an den allerersten Boulderfilm des Klettersports: The Real Thing  

The Real Thing mit der Crème de la Crème der 90er-Jahre, Ben Moon und Jerry Moffat, die in Font trainieren und bouldern. Ben und Jerry ließen das Training und Bouldern durch die schiere Anziehungskraft ihrer Persönlichkeiten cool aussehen. Schnelle Autos, Nachtklubs, freches Grinsen, freie Oberkörper und Bauchmuskeln von einem anderen Stern. „Lad Culture“, (Kultur der Brit-Boys) wie es der Kletterautor Niall Grimes beschreibt. „Die UK-Szene war mit dem Headpointen von Trad-Routen beschäftigt und nahm Knochenbrüchen für schwere Grade in Kauf. Alles war sehr billig. The Real Thing explodierte förmlich in der Szene und gab ihr frischen Wind.“  

Hier zeigt sich, wie die Kraft des Boulderns die Normen der Kletterkultur unterwandert und auch den ältesten Traditionen Leben einhaucht.   

René nahm sein Video mit einer Super-8-Kamera auf VHS auf. Er ging damit ein kreatives Risiko ein und setzte sich über die Erwartungen an die heutigen Bouldermedien hinweg. Auch die Erfahrung des Filmens selbst war speziell. Denn diese Kameras haben keine Videowiedergabe. Es gibt keine Möglichkeit, den Fokus zu überprüfen. Keine Zeit, die man mit dem Blick auf einen LCD-Bildschirm vergeudet, während man verpasst, was gerade vor der Linse passiert. Für René und seinen Filmpartner Gregoire Mithieux ermöglichten diese Kameras, einfach da zu sein und den Boulder-Lifestyle einzufangen, wie er sich vor ihnen in einer Menagerie aus Farbe, Persönlichkeit, Kameradschaft und Kreide entfaltete.  

„Es geht nicht um die Leistung oder welchen Grad du kletterst. Es geht mehr um den Style, wie du es machst“, sagt René.  

 

„Ich denke, wir können stolz darauf sein, aus der Stadt zu kommen. Ich möchte den Streetstyle auf den Wald übertragen. Das ist der Vibe, den ich mag.“

—RENÉ GRINCOURT

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DIE BLEUSARDS

Inmitten von über 280 Quadratkilometern ausgedehnter, geheimnisvoller Wälder liegen Tausende von unglaublichen Felsbrocken versteckt. Die Region, die einst von den französischen Königen auf der Jagd durchwandert wurde, ist heute ein Tummelplatz für Pariser Wochenendausflügler und die internationale Kletterszene gleichermaßen.  

Font ist die Geburtsstätte des Boulderns und geht auf ‚La Prestat’ zurück, einen 9-Meter-Riss von Jaques de Lepiney aus dem Jahr 1914. Klettererinnen und Kletterer sind es sich selbst schuldig, ein wenig über die Geschichte zu wissen, beginnend mit dem ersten Bouldern jedes Schwierigkeitsgrads: René Ferlets Marie Rose (6a), 1946. Michel Liberts L’Abattoir (7a), 1961. Jacky Godoffes C’était Demain (8a), 1984.   

Die Bleusards, wie diese Proto-Boulderer genannt wurden, haben den Weg für das Bouldern, wie wir es heute kennen, geebnet.  

 

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„Boulder ist, was ich am meisten tue, aber ich bin stolz darauf, ein bisschen was von allem zu machen: Trad, Sport, Bigwall und Wettkampf. Wenn du alle Aspekte des Kletterns auskostest, bekommst du so viel mehr zurück.“

—JIM POPE

TEILEN

Die Geschichte besagt, dass Jacky Godoffe und Marc Le Menestrel jeweils versuchten, eine markante Kante in der Gegend von Buthiers zu klettern. Der Boulder ist ein Paradigma der Kletterästhetik und hat gerade so viele Griffe, dass er machbar ist. Irgendwann hatten sowohl Jacky als auch Marc Erfolg. Aus Respekt vor dem anderen wollte keiner sagen, wer es zuerst geschafft hatte. Sie nannten den Boulder „Partage“ (8a+), was so viel wie „Teilen“ bedeutet, und teilten sich die Ehre der Erstbegehung.  

Während des Trips hat Jim „Partage“ geflasht – vielleicht als Erster überhaupt. Er bezeichnet diesen Moment als den wahrscheinlich besten seines Kletterlebens. 

„Ich war nie der selbstbewussteste Kletterer“, sagt Jim. „Mein Training und meine Wettkämpfe liefen gerade nicht so gut. Das hat mir das Vertrauen gegeben, dass die Dinge immer noch in die richtige Richtung gehen.“  

„Die Geräusche, die er von sich gab, hatte ich zuvor noch nie gehört!“ erzählt Hamish, der Jim in all den gemeinsamen Kletterjahren nie so kreischen gehört hat wie bei diesem Boulder. „Jim ‚Partage’ flashen zu sehen, war für mich der beeindruckendste Moment des Trips.“   

Bouldern mag ein künstlerischer Lifestyle sein. Leistung ist aber ebenso unauslöschlich mit diesem Hobby verbunden. Diese Leistungen sind am bedeutungsvollsten, wenn man sie mit Freunden teilt – idealerweise während eines Trips, weit weg von der Schwere von Erwartungen. An einem Ort, an dem man einfach man selbst sein kann.  

 

 

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