In my nature
Schon vor seiner Geburt war der Profikletterer und Psychotherapiestudent Alex Luger in den Bergen unterwegs. „Ich war schon im Bauch meiner Mutter am Fels“, erzählt er. „Sie war klettern, als sie mit mir schwanger war.“ Für Alex ist diese frühe Vertrautheit eine zusätzliche mentale Bestärkung, die für sein Leben in den Bergen spricht. Als Kind lernte er schnell alle Grundfertigkeiten fürs Klettern von seinem Vater. „Klettern ist Teil meiner Persönlichkeit und wird mich mein ganzes Leben lang begleiten“, sagt er.
Das, was Alex zu einem herausragenden Bergsportler macht, geht über die elterliche Unterstützung hinaus. Vision, Reflexion, die Fähigkeit, am Abgrund zu balancieren. Es ist eine Lebensart, eine Haltung. „Wenn ich einen Berg sehe, der unkletterbar erscheint, werde ich magisch von ihm angezogen. Ich möchte mich selbst austesten. Ich kann meiner Umgebung begegnen und mich mit ihr verbinden“, erklärt er. Alex sieht die Berge als eine Frage, die ihm das Leben stellt. „Meine Antwort ist es, mein Bestes zu geben“, sagt er.
In den Bergen „kann ich so sein, wie ich sein will, denn die Natur kümmert sich nicht darum, ob ich da bin“, erklärt er. Für Alex ist das ein nährendes Gefühl – die Berge sind das Diesseits und das Jenseits. Sein zu Hause fernab der Heimat. Mit jeder Route kehrt er an den Startpunkt zurück, wie beim ersten Mal. Er fühlt sich wohl. Er kreiert seinen Weg.
Seillänge für Seillänge entdeckt Alex etwas in den Bergen, was noch niemandem vorher aufgefallen ist. Eine ganz persönliche Form. „Es ist ein Ort, an dem ich Entscheidungen treffen kann“, sagt er. Die Linien, die er in den Bergen zeichnet, werden zu mehr als nur Kletterrouten. Sie werden zu einer Existenzform. Einer Reise.
Vom Mutterleib über einen blühenden Bergsportler ist Alex nun auf dem Weg zur Vaterschaft. „Durch die Schwangerschaft meiner Partnerin wird das Klettern wohl noch wertvoller, weil ein neuer Aspekt der Verantwortlichkeit dazu kommt“, so Alex. Bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern während seines Psychotherapiestudiums stellte er fest, dass das Klettern ein wirksames Mittel zur Selbstregulierung und zur Stärkung des Selbstbewusstseins ist. Das Klettern beinhaltet zudem die heilende Komponente der Natur.
„Man lebt nur einmal“, erinnert er uns – die Risiken, die Belohnungen, das Wunder am Leben zu sein. „Ich werde meinem Kind mit Sicherheit die Berge zeigen.“ Es ist ein neuer Anfang. Die Berge geben so viel.