Each Other’s Shelter

Eine No Wasted Days™ Story
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Robin van Gyn macht sich viele Gedanken über ihre Bekleidung. „Sie ist alles, was mich von den Elementen trennt. Ich bin meiner alten Ausrüstung gegenüber ziemlich sentimental.“ Das Board, das sie 2021 beim Sieg der ‚Natural Selection’ gefahren ist, besitzt sie immer noch, genauso wie das Board, mit dem sie 2016 den ‚Women´s Video Part of the Year’ mit Full Moon gewonnen hat. „Ich kann mich einfach nicht von ihnen trennen.“

Man kann sich also gut vorstellen, dass das Konstruieren eines Zelts aus Jackenresten mehr als eine nette Idee für Robin war. „Ich wollte die Weisheiten und Erfahrungen der vormaligen Träger:innen der Jacken mit in die Berge nehmen und unsere eigenen Erlebnisse hinzufügen.“

Robin hatte eine Gruppe von Athletinnen vor Augen, die unter dem Geflüster Hunderter unvergesslicher Geschichten gemütlich zusammensaßen, während sie selbst neue Momente schufen. Den Kreislauf in Gang halten. Die Vergangenheit ehren. Den gegenwärtigen Moment feiern.  Die Zutatenliste bestand aus einer Wintersaison, fünf Orten (Tahoe, Mt. Baker, Whistler, Bella Coola and Alaska), sechs der momentan stärksten Skifahrerinnen und Snowboarderinnen und einem Zelt aus 137 Jacken, die nicht mehr repariert werden konnten.

Robin haute den in Los Angeles ansässigen Textilrecycler Suay Sew Shop an, um ihre Vision von einem Zelt zu verwirklichen. Aber all diese starken Frauen zusammen? Das erfordert eine große Portion Vorstellungskraft, Zusammenarbeit, Verbundenheit und Problemlösungsfähigkeit.

quote-leftEs entsteht eine Menge Energie, wenn man zusammenkommt und sich gegenseitig unterstützt. quote-right

Skifahren und Snowboarden sind Individualsportarten. Und der Mangel an Möglichkeiten für Frauen auf Elite-Ebene hat oft dazu geführt, dass potenzielle Kolleginnen zu Konkurrentinnen wurden. Zu Beginn der Wintersaison verfügte Arc’teryx über ein hochkarätiges nordamerikanisches Aufgebot – mit den Snowboardlegenden Robin van Gyn, Spencer O’Brien und Elena Hight sowie den Skifahrerinnen Michelle Parker, Tatum Monod und Lucy Sackbauer. Zusammen einen Film zu machen war eine Gelegenheit, die die Frauen nutzen wollten. 

Das Ergebnis, Continuum, das unter der Regie von Robin van Gyn, der Skifahrerin Michelle Parker und Aaron Blatt von Homestead Creative entstand, nimmt genau diesen Ball auf und beschäftigt sich mit dem Gefühl, von Kolleginnen motiviert, unterstützt und angefeuert zu werden. Etwas Besonderes, vor allem, nachdem man jahrelang so gut wie allein war und sich abmühen musste, einen Platz unter den Jungs zu erkämpfen.

„Meiner Meinung nach ist das die Richtung, in der sich Frauenskifahren bewegt“, sagt Lucy Sackbauer, Skifahrerin und Krankenschwester der Notaufnahme in Sun Valley. „Früher war ich die ‚Alibi-Frau’.“ Jetzt ist es besser für jede, je lauter wir sind. Es ist so cool, Menschen zu haben, an die man sich anlehnen kann und die einen aufbauen. Leute, mit denen man eine gute Zeit haben kann.“

Ein Team, das einem den Rücken stärkt, kann den Unterschied zwischen einem guten Tag und einem vergeigten Tag ausmachen. „Ich bin eine Linie nicht so gefahren, wie ich es wollte“, sagt Lucy. Enttäuschungen hatten schon früher ganze Tage am Berg zunichtegemacht. Nicht dieses Mal. „Ich bin unten angekommen und Elena hat mir ein paar richtig schöne Worte gesagt. Die Unterstützung einer Frau, die unten auf einen wartet, hatte ich vorher noch nie bei Dreharbeiten erlebt. Sie war so positiv und hat dadurch meinen Tag gerettet. Außerdem sind Robin, Spencer und Elena die schönsten Snowboarderinnen für mich.“

Spencer O’Brien und Elena Hight kennen sich aus ihrer Kindheit und starteten zusammen bei vielen Snowboardwettkämpfen. Das Filmen von Continuum war ihre erste Gelegenheit, zusammen in den Bergen zu sein – etwas, dass Spencer als einen rundum perfekten Moment bezeichnet.  „Zusammen auf dem Gipfel einer riesigen Bergkette in Alaska zu stehen war unglaublich. Die Berge durch Elenas Augen zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Wir waren weit weg von unseren Anfängen im Park und in der Halfpipe. Dieser Weg führte uns genau dorthin, wo wir hinwollten.“

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Auch Michelle Parker spürt, dass sie am richtigen Ort ist, auch wenn sie über einen ungeplanten Umweg dorthin gekommen ist. Während der Highschool schickte ihre Tante, eine Fotojournalistin, eine Kamera und Filmmaterial. 15 Jahre später holte Michelle diesen Schatz wieder heraus. Ihre Tante war nicht mehr am Leben, was jedes Klicken des Auslösers mit Bedeutung auflud – ein Gebot, keinen Moment zu vergeuden, nichts als selbstverständlich anzusehen.

Michelles erste Rolle als Regisseurin fiel in die gleiche Zeit, in der sie ihren Vater wegen einer degenerativen Krankheit pflegte. Sie konzentrierte sich auf diese flüchtigen Momente, die man nicht nur im Gedächtnis, sondern auch in jeder einzelnen Zelle festhalten möchte. Sie drehte Teile von Continuum absichtlich auf Film und reichte die Kamera an alle Athletinnen weiter. Als sie sich vom Slopestyle und der Halfpipe zurückzog, entschied sie sich ebenso bewusst dafür, sich von einer Konkurrentin zu einer Mitstreiterin zu entwickeln – sie arbeitete an ihrer Persönlichkeit, um die Vorstellung zu hinterfragen und zu überwinden, dass eine Frau nur dann aufsteigen kann, wenn sie andere Frauen niedermacht. „Es entsteht eine Menge Energie, wenn man zusammenkommt und sich gegenseitig unterstützt“, stellt Michelle fest.

quote-leftIst es besser für jede, je lauter wir sind. quote-right

Das Koordinieren der Dreharbeiten und die Pflegearbeit während der Skisaison hat Michelle gezwungen, sich anzupassen und flexibel zu sein. Eine unterstützende Crew an der Seite zu haben, hat viel geholfen. Elena bezeichnet die Strategie als das, was zu tun ist, wenn „der Wandel die einzige Konstante ist“.

Tatum Monod spürte, wie genau das im Zelt zum Leben erwachte. „Hier konnten wir zusammenkommen, Strategien entwickeln, entschleunigen und unsere Umgebung verinnerlichen.“ Ein Ort, an dem man unter dem sanften Anklopfen des fallenden Schnees innehält, an dem Momente landen, ihre Eindrücke hinterlassen, sich übereinanderschichten, verdichten und verändern – wie die Schneedecke, die Jahreszeiten, die Kreisläufe unseres Lebens.