Climbing Outside of the Box

Eine No Wasted Days™ Story
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Ben Fenton ist Fotoassistent, Fotograf, Grafikdesigner, Skater, Kletterer … du siehst schon – er hat viele Seiten. Mit der einen Hand hält er sich die Kamera vors Auge, mit der anderen greift er nach einem Crashpad. Unter seinen Füßen steht ein Skateboard. „Meistens sage ich mir einfach, heute bin ich … und dann entscheide ich mich für mein Outfit.“

Neben all diesen Aktivitäten nimmt sich Ben die Zeit, Balancing Acts_ zu betreuen – eine Organisation, die Menschen, den Zugang zum Klettern ermöglicht, die vom Sport ausgegrenzt wurden. Er organisiert kostenlose Community-Events, stellt Ausrüstung und Transport bereit und teilt seine Kenntnisse und Erfahrungen.

Für viele Kletterer und Kletterinnen ist es erfüllend genug, einfach klettern zu gehen. Für Ben bedeutet Klettern aber viel mehr. Balancing Acts_ ist ein Weg, wie er all das teilt, was das Klettern für ihn verkörpert – eine Art lebendiges, atmendes Kunstwerk aus menschlicher Aktivität und Verbundenheit mit der Natur, sich selbst und der Gemeinschaft.

Bens Weg zu Balancing Acts_ war keine direkte Linie. Irgendwie passend für einen Kletterer. Kletterrouten sind ja selten, wenn überhaupt jemals, geradlinig.

„Zwischen 18 und 25 habe ich mit dem Klettern aufgehört“, erzählt Ben. „Ich hatte einfach genug davon.“ Die Erleuchtung kam, als Ben 2015 für das Team Kanada antrat. „Ich war mit den besten Kletterern und Kletterinnen der Welt zusammen und es war mir einfach egal.“

Für Ben verschwand die Freude am Klettern, die es ihm in seiner Jugend bereitet hatte. „Ich bin in die Halle gegangen und die Atmosphäre hat sich für mich total leblos angefühlt.“ Der Spaß am Abhängen mit Freunden wurde durch stundenlanges Training ersetzt. Mehr noch, die Leute sahen Ben nicht so, wie er war. „Ich war Teil eines Systems und was noch schlimmer war: Es fühlte sich an, als würde jemand anderes meinen Lebensweg bestimmen.“

 

 

Ben verließ seine Heimatstadt Calgary und wagte einen Neustart. Er besuchte die Kunstschule in Montreal und kam schließlich nach Vancouver. „Ich habe kreative Leute kennengelernt, habe mit dem Skaten angefangen und neue Ausdrucksmöglichkeiten gefunden.“ Das öffnete ihm die Augen und erinnerte ihn an seine ersten Klettererfahrungen – die Kreativität und jugendliche Befreiung, die mit dem Erfinden neuer Lösungswege nach vorne oder nach oben einherging.

Kunst zeigte ihm, wie Menschen ihr Selbst ausdrücken konnten. Durch das Skaten fand er eine Community und Verbundenheit.  Dann war da noch Teddy, ein alter Freund, den Ben noch aus seiner Zeit als Teenager beim Skaten kannte und der in der Zeit, in der sie wenig Kontakt hatten, mit dem Klettern angefangen hatte. „Er hatte nicht so viel Wissen oder Erfahrung, aber er hatte den Drang, diesen entscheidenden Faktor, den ich beim Klettern vermisste.“ Teddy war die Art von Kletterer, die Ben um sich haben wollte. Jemand, der ihm das Gefühl gab, er selbst sein zu können.

Balancing Acts_ beruht auf all dem – es ist das Ergebnis aus Bens zahlreichen Leidenschaften, Menschen, die er getroffen hat, sein Kletter-Know-how und seine Einsicht, wie finanzielle Barrieren den Zugang zu diesem Sport einschränken können. Die Organisation arbeitet daran, eine Gemeinschaft durch kostenlose Indoor- und Outdoor-Kletter-Workshops aufzubauen, die speziell auf die Menschen ausgerichtet sind, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Sport oder Schwierigkeiten mit dem Zugang zum Klettern hatten.

 

 

Zwischen seiner Arbeit als Fotoassistent, dem Schaffen von Kunst und der Verfolgung seiner eigenen Kletterziele baute Ben eine kleine Boulderwand in einem kreativen Community-Raum im Grandview-Woodland-Viertel von Vancouver. Die Wand ist das Zentrum der Balancing Acts_ Community. Einmal im Monat finden Sitzungen statt – eine Möglichkeit, alle zusammenzubringen und neue Leute zum Klettern zu bewegen. Bei sonnigem Wetter dient das Studio als Basislager für ihre „Exkursionen“. Die Teilnehmer:innen treffen sich im Studio, bevor sie rausfahren, um unter Anleitung draußen Bouldern zu gehen. „Wir haben die komplette Ausrüstung. Die Leute können einfach so wie sie sind mitkommen.“

Für Ben ist Klettern eng mit dem Wunsch verbunden, Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schließen und mit anderen Menschen zusammenzusein. „Am Ende des Tages ist es einfach ein kleiner Raum, den wir zum Zusammenkommen geschaffen haben.“ Balancing Acts_ macht das Klettern zum Vehikel für Verbindungen und zu einer Möglichkeit, Individualität auszudrücken und zu feiern.

 

 

Nach einem langen Tag verstaut Ben seine Fotoausrüstung. Stattdessen packt er seine Kletterausrüstung und die Tüten voller Snacks ein, die er zuvor für den Balancing Acts_ Trips gekauft hat.

Draußen ist der Himmel in träumerische Farben getaucht und die Luft riecht nach Meer. Er fährt ins Studio, organisiert die Fahrgemeinschaften und macht sich auf dem Weg durch die Stadt in die Cypress Mountains. Sein Auto ist bis unters Dach vollgepackt mit Bouldermatten.

Am Parkplatz versammeln sich die Teilnehmer:innen. „Können mich alle hören?“ fragt Ben. „Cool. Für alle, die das erste Mal dabei sind: Ich heiße Ben. Ich habe Balancing Acts_ vor ein paar Jahren gegründet. Unser Ziel ist es, einen Zugang zum Klettern zu ermöglichen. Falls du keine Lust auf Klettern hast, ist das auch okay. Wir freuen uns, dass du hier bist.“

Unter Douglasien und austreibenden Ahornbäumen beobachtet Ben eine Teilnehmerin an einem Boulderproblem. Daneben holt ein anderer ein Schachbrett raus, macht es sich auf dem Boden bequem und spielt mit seinem Freund. Andere unterhalten sich angeregt. Eine Frau sitzt auf einem Crashpad und beobachtet das Szenario. Genau das ist Klettern für Ben. Es ist ein Geschenk der Gemeinschaft – eine Möglichkeit, anderen dabei zuzusehen, wie sie in ihr eigenes, besonderes Glück klettern.